Passe ich hier her?

Es ist praktisch die größte Hürde, das erste Mal vorbeizukommen. Praktisch jeder Mensch fühlt sich dabei etwas unwohl.

Wer sitzt da? Was erwartet Dich?
Etwa eine eingefleischte Gruppe, in der sich die Mitglieder schon lange kennen und man Außenseiter ist?
Oder man ist jung und stößt nur auf „alte Säcke“ – eine Stimmung, die so gar nicht passt. Und Themen, die langweiliger nicht sein könnten. Man fühlt sich deplatziert?
Aber auch im gehobeneren Alter gibt es ausreichend Einfallsreichtum, Hemmungen vor dem Erstbesuch aufzubauen. Vielleicht kommt man sich blöd vor – schämt sich – selbst mit 50 oder 60 Jahren noch so unsicher zu sein. Vielleicht ist der Text im Internet nicht mehr so aktuell und da sitzen nur noch junge, dynamische Redner, die ihr Rede vor 500 Menschen proben?
Frauen könnten auf eine reine Männergruppe stoßen, und auch der umgekehrte Fall ist denkbar.

Was all das gemeinsam hat, ist: Unser Gehirn ist verdammt kreativ, sich Ausreden einfallen zu lassen. Uns von genau den Dingen abzuhalten, die für uns von Vorteil sind und uns voranbringen.

Die Gegenfrage ans ängstliche Unterbewusstsein lautet daher:

Was kann schlimmstenfalls passieren?

Außer vergeudeter Zeit und vielleicht einer unnötig gekauften Busfahrkarte muss man schon viel Fantasie entwickeln, um plausible Gründe zu finden, warum man eigentlich nicht vorbeischauen sollte. Denn die Tatsache, dass man auf dieser Seite gelandet ist, spricht schon für sich. Kurz vorm Ziel die Segel streichen?

Nun aber, wer ist denn nun da? Was erwartet mich?

Bis 2022 war das Angebot noch unbegrenzt und die meisten Teilnehmer entschieden sich spontan, vorbeizukommen – häufig, ohne sich vorher anzumelden. Ich wusste selten, wer genau kommt. So fanden sich vorwiegend 4 bis 12 Personen zusammen. Das Mittel lag bei 6 bis 8.

Aufgrund zunehmender Popularität ist es heute leider nicht mehr möglich, einfach spontan zu erscheinen. Die Anzahl der Plätze ist begrenzt. Mehr als zwölf Personen hat sich als zu viel erwiesen – um allen gerecht zu werden. D.h. eine Anmeldung über das kurz vor jedem Termin freigeschaltete Reservierungsformular unter „Aktuelles“ ist notwendig.

Ich habe Teilnehmer, die schon seit Jahren kommen, aber nur ganz sporadisch vorbeischauen. Und ich habe auch Dauergäste, die keinen Termin auslassen und gerne sogar wöchentlich vorstellig wären.

Ebenfalls hatte ich schon „Kandidaten“, die nach zweimaliger Teilnahme „geheilt“ waren. D.h. die vorher von Panikattacken, schlaflosen Nächten, etc. geplagt waren, weil sie etwas vorstellen/vortragen sollten und nach zweimaliger Anwesenheit feststellten, dass sie es einfach „drauf haben“.

Die Zusammensetzung ist bunt gemischt, auch altersmäßig. Es kommen gelegentlich Teilnehmer unter 20 Jahren, ebenso wie Ü60. Das Mittel dürfte bei 35-45 liegen. Auch die geschlechtliche Besetzung hat sich seit 2017 positiv verändert – es besteht gelegentlich „Frauenüberschuss“.

Das „Freie Sprechen“ besuchen unterschiedlichste Menschen: Vom Schüler oder Student bis zur Rentnerin, vom Lehrer bis zur Fachärztin, vom Arbeitssuchenden bis zum „alles Hinschmeißer“, von der Journalistin bis zum Ingenieur, von der Poerty-Slammerin bis zum Physiker, vom Angestellten bis zur Abteilungsleiterin, vom Zugezogenen oder Migrant bis zur „waschechten“ Hamburgerin – beim „Freien-Sprechen“ treffen alle freundlichen Charaktere zusammen.

Jedes Treffen ist somit individuell. Es lässt sich nicht voraussagen, wer kommt, da die Teilnahme völlig frei ist. Ich kriege jedoch regelmäßig die Rückmeldung, dass es sehr nett bei uns ist.

Gerade für jüngere, zurückhaltende Menschen bietet das Angebot die Chance, diesbezüglich positiven Einfluss auf die persönliche Entwicklung zu nehmen. Vor allem die älteren Teilnehmer können bestätigen, dass ihr eigenes Leben sicherlich einen glücklicheren und/oder erfolgreicheren Verlauf genommen hätte, hätten sie die Möglichkeit eines solchen Übungsangebotes/eines Mentorings gehabt.
Und trotz dem, kann man jeden Tag neu beginnen und auch in gehobenerem Alter noch an sich arbeiten, um mehr Lebensfreude durch gelungene Kommunikation und gesellschaftliche Teilhabe zu empfinden.

Schau rein – probier’s aus!